von Bernd Riemke
Vor Saisonbeginn musste der FSV Unterleiterbach einen gehörigen personellen
Aderlass verkraften, der zwar nominell aufgefangen wurde, doch die
Neuverpflichtungen stammten überwiegend aus unterklassigen Vereinen.
Inzwischen straft die Mannschaft ihren eigenen Trainer lügen und steht nach
dem ersten Rückrundenspieltag in der Bezirksliga auf dem zweiten Rang!

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Beim Blick auf die Tabelle
kann sich Peter Linz derzeit entspannt zurücklehnen. |
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Herr Linz, Ihr Vorgänger Rolf Radeck äußerte
unlängst, dass der FSV in der Bezirksliga am oberen Limit angekommen ist.
Nun stehen Sie auf dem Relegationsplatz. Schielen Sie schon Richtung
Bezirksoberliga?
Peter Linz:
Nach oben schauen wir nicht. Ich bin selbst ein wenig überrascht davon, wie
gut wir stehen. Wir haben im Sommer fünf Mann verloren, die alle über einige
Jahre Bezirksliga-Erfahrung verfügten. Ich dachte eigentlich, wir würden
gegen den Abstieg spielen.
Neben Franz Schmuck und Stefan Philipp
dürfte vor allem das Karriereende von Bernd Römer etliche Bauchschmerzen
bereitet haben.
Peter Linz:
Für seine Position hatten wir vor Saisonbeginn Markus Scholz geholt, der den
Liberopart ausfüllen sollte. Er hat sich leider erneut verletzt, so dass wir
zwei Wochen vor dem ersten Punktspiel auf Viererkette umstellen mussten.
Was man durchaus als gewagtes Unterfangen
bezeichnen kann. Gab es für den Liberoposten keine Alternative?
Peter Linz:
Wenn ich einen neuen Libero installiert hätte, hätte ich an anderer Stelle
eine Baustelle aufgemacht und das wollte ich nicht. Wir haben das erste
Heimspiel gegen DVV Coburg 2 gleich 1:4 verloren. Da kam natürlich sofort
Kritik auf, aber wir haben das durchgezogen und es hat sich voll bewährt.
Dennoch hatten Sie kaum jemanden in der
Mannschaft, der dieses System kannte. Haben Sie die entsprechenden
Trainingseinheiten intensiv nachgeholt?
Peter Linz:
Meiner Meinung nach kann man das nur im Spiel trainieren. Man muss es
einfach machen! Die personelle Besetzung hat sich auch schnell
herauskristallisiert. Walter Epp hat schon in der Jugend beim FCE Bamberg in
der Viererkette gespielt. Er hat auf der rechten Seite sehr gut
eingeschlagen und ist eine echte Macht. Tobias Lurtz kam aus der Kreisklasse
vom VfL Mürsbach und spielt auf der linken Seite. Er ist technisch versiert
und kann das Spiel ebenso nach vorne antreiben. Dadurch sind wir im
Mittelfeld natürlich effektiver. Die Gegentore, die wir bekommen, fallen
eher durch Standards, bei denen wir unsere Schwächen haben, und weniger
bedingt durch die Viererkette.
Auf der anderen Seite verfügen Sie über
ein äußerst effektives Sturmduo.
Peter Linz:
Waldemar Mayer und Christian Doppernas sind beide super drauf und ergänzen
sich gut, da sie vollkommen unterschiedliche Typen sind. Waldemar Mayer ist
nicht unbedingt der klassische Torjäger. Er ist unwahrscheinlich fleißig,
marschiert viel und kann den Ball halten. Er schafft Räume für Christian
Doppernas, die dieser in unverwechselbarer Manier nutzt. Er ist unglaublich
abgezockt. Wenn er eine Chance kriegt, nutzt er sie meist kaltschnäuzig.

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Waldemar Mayer
(hier re. im Zweikampf mit Stegaurachs Jochen Horbelt) spielt
eine glänzende Saison und überzeugt nicht nur als Vollstrecker,
sondern auch als wertvoller Vorbereiter. |
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Christian Doppernas zählt mit 32 Jahren
inzwischen schon zu den „Senioren“ im Team. Welche Perspektiven hat das Team
denn mittel- bis langfristig?
Peter Linz:
Ein Aufstieg in die Bezirksoberliga ist nicht geplant. Wenn wir mal einen
zweiten Platz belegen könnten, wäre das eine tolle Sache, aber darauf können
wir nicht spielen. Wir müssen uns von Woche zu Woche konzentrieren und
schauen, dass wir unsere Punkte holen. Es gibt ganz andere Mannschaften in
der Liga, die mehr Potenzial haben.
Ihr eigenes Potenzial rufen Sie in diesem
Jahr auch wieder in den Heimspielen ab. Dafür gelang mit dem 3:1 in Coburg
am vergangenen Wochenende erst der erste Auswärtssieg. In der letzten
Spielzeit lief es häufig genau anders herum…
Peter Linz:
Das ist richtig, wobei wir auswärts auch nur einmal verloren haben. Wir
haben oft auch gar nicht schlecht gespielt und beispielsweise in Redwitz nur
durch einen persönlichen Fehler den Ausgleich bekommen und in Ebing sogar in
Unterzahl einen Rückstand aufgeholt. Mit dem Auftreten auswärts bin ich
durchaus zufrieden.
Zumal Sie einen jungen Kader haben, dem
vielleicht auf Dauer die Konstanz fehlen wird?
Peter Linz:
Wir haben in der Tat in den letzten beiden Jahren die Mannschaft ganz schön
verjüngt. Andreas Burkard hat in Oberhaid zuvor auch nur ein Jahr
Bezirksliga gespielt und ist ein junger Kerl. Genau wie Christian Simms, der
bei uns zuvor meist in der zweiten Mannschaft eingesetzt wurde. Gegen
Kronach hatten wir einen Altersdurchschnitt von 24,5 Jahren auf dem Platz
stehen. Es konnte niemand erwarten, dass die jungen Spieler so gut
einschlagen, daher sehe ich unseren zweiten Platz derzeit auch eher als
Momentaufnahme.
Die Bezirksliga ist schnelllebig – beinahe
wie eh und je. Schauen Sie trotz der Kronprinzenrolle noch nach hinten?
Peter Linz:
Vor dem Spiel in Coburg habe ich das getan und die Jungs darauf hingewiesen,
dass wir auch auswärts mal einen Dreier machen müssen. Nun haben wir 27
Punkte und müssen nicht unbedingt auf die letzten drei Plätze gucken, vor
allem, weil wir auch überzeugend gespielt und gewonnen haben. Wenn man
einmal unter den ersten Fünf steht, will man am Ende nicht Achter werden.
Man gewöhnt sich gerne an die guten Positionen. Neue Ziele in Richtung
Aufstieg werden wir aber nicht ausgeben.