Golden Goal in der Schlussminute
Walter Epp spielte solide in der Viererkette. Hier klärt er energisch vor Gäste-Spieler Thomas Oppel.

Etwa 170 Zuschauer fanden sich in Unterleiterbach ein, um den neuen Spitzenreiter der Bezirksliga zu sehen, der gegen den Meisterschafts-Mitfavoriten 1. FC Redwitz erheblich auf dem Prüfstand stand. Geboten bekamen sie eine taktisch ausgeprägte Partie, die in der Schlussminute einen glücklichen Sieger fand.

Aus Unterleiterbach
Bernd Riemke

Je eine personelle Umstellung gab es im Vergleich zur Vorwoche auf beiden Seiten. Beim FSV rückte für den verletzten Jochen Hetzel Florian Zipfel in die Innenverteidigung. In Folge dessen bot Peter Linz mit Christian Doppernas eine zweite Spitze auf. Ebenfalls in der Viererkette musste Uwe Kalb umstellen. Thomas Heinlein vertrat Daniel Dinkel, für den Daniel Ritzel in die Mittelfeldreihe rückte. Die Umstellungen im Defensivverband wirkten sich jedoch keineswegs negativ aus, denn die Hintermannschaften beider Teams prägten das Geschehen.

Torchancen Mangelware

Von Beginn an waren die Rollen klar verteilt. Der FCR trat mit der gewohnten Auswärtstaktik an. Hinten tief stehen und mit schnellen Gegenangriffen zum Erfolg kommen lautete die Devise der Siemens-Städter, die zumindest den ersten Teil ihres Vorhabens glänzend erfüllten. An der Viererkette um die beiden Innenverteidiger Uwe Kalb und Markus Beier gab es kaum ein Vorbeikommen. Insbesondere Letzterer überzeugte durch ausgezeichnetes Stellungsspiel und überragendes Zweikampfverhalten. Nach erkämpftem Ballbesitz waren die Gäste durchaus bemüht rasch umzuschalten, doch über die Flügel kamen sie zu selten bis zur Torauslinie, so dass es Redwitz schwer fiel, aus dem Spielverlauf heraus eigene Chancen zu kreieren. Eine erste Möglichkeit resultierte daher auch aus einem Abwehrfehler des FSV Unterleiterbach. Ein nicht geklärter Ball kam zur einzigen Sturmspitze Michael Engert, der im Sprintduell mit Walter Epp letztlich nicht am Schuss gehindert, aber doch so weit bedrängt werden konnte, dass er sein Ziel weit verfehlte (22.). Unterleiterbach tat sich in der Vorwärtsbewegung indes ebenso schwer. Christian Doppernas rückte nach überstandenem Drüsenfieber wieder in die Anfangsformation und war durch stets vorhandene Laufbereitschaft oft anspielbar, doch im Zweikampf fehlte ihm noch die nötige Explosivität, so dass er mit dem Rücken zum Tor selten die erhofften Akzente setzen konnte. Der FSV konnte im ersten Spielabschnitt keinen einzigen Schuss auf das Tor von Gäste-Keeper Sven Walther abgeben. Tobias Lurtz' Distanzschuss nach gut einer halben Stunde war schon die größte Annäherung an das Gehäuse des FCR. Dieser strich am Ende dennoch deutlich über den Querbalken. Im weiteren Verlauf spielte sich das Geschehen weitgehend im Mittelfeld ab. Beide Teams neutralisierten sich über weite Strecken. Zweikämpfe fanden meist zwischen beiden Strafräumen statt, da konzentrierte Abwehrleistungen keine ernstzunehmenden Torchancen zuließen. Dass FSV-Torsteher Daniel Horcher sich noch einmal lang machen musste, hatte er einer FCR-Standardsituation zu verdanken. Mehmet Catlakcan, ansonsten etwas blass geblieben auf dem linken Flügel, gab aus etwa 23 Metern einen fulminanten Freistoß ab, den Daniel Horcher jedoch glänzend zur Ecke abwehren konnte (40.). Das torlose Remis zum Pausengang war die logische Folge aus zwei starken Defensivleistungen.
Tobias Lurtz zieht am linken Flügel an Ralf Schubert vorbei.
 
Knockout mit dem Schlusspfiff

Auch nach dem Seitenwechsel bot sich lange Zeit dasselbe Bild. Bei den Gästen versuchte Thomas Oppel, im Mittelfeld die Fäden zu ziehen, doch gegen einen dicht gestaffelten Gegner fanden auch seine Zuspiele zu selten den eigenen Mitspieler. Auf der anderen Seite fanden die Bemühungen des FSV in der sattelfesten Hintermannschaft des FCR – nicht zu Unrecht die Abwehr mit den wenigsten Gegentoren der gesamten Liga – oftmals ein jähes Ende. Als Unterleiterbach nach einer flüssigen Kombination über den linken Flügel doch einmal den Weg in den Strafraum fand, stellte der gute FSV-Kapitän Jeremias Ross zum Leidwesen seiner Anhänger unter Beweis, dass er über keinen starken linken Fuß verfügt. Am Fünf-Meter-Eck verzog er aus spitzem Winkel, so dass der wenig beschäftigte Keeper Sven Walther nicht mehr eingreifen musste. Ross war es aber auch, der sich häufiger mit in den Angriff einschaltete und zudem in der Innenverteidigung mit seinem neuen Partner Florian Zipfel prächtig harmonierte. Beide Mannschaften änderten ihre taktischen Vorgaben kaum, wobei es in der Schlussphase den Eindruck erweckte, dass Unterleiterbach mit dem einen Zähler durchaus zufrieden gewesen wäre. FCR-Spielertrainer Uwe Kalb brachte im Laufe des zweiten Durchgangs frische Offensivkräfte, die noch einmal Druck entfalten sollten. Eine nennenswerte Gelegenheit hatten aber zunächst die Hausherren, als Andre Gold nach einem abgewehrten Eckstoß von der Strafraumkante aus abzog. Er brachte jedoch nicht genügend Druck hinter das Leder, so dass sein Rechtsschuss eine sichere Beute des Redwitzer Schlussmannes wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren freilich bereits 85 Minuten gespielt und alles deutete auf eine insgesamt gerechtfertigte Punkteteilung hin. „Es war klar, dass die Mannschaft verliert, die einen Fehler machen wird“, schilderte ein enttäuschter Peter Linz nach der Partie die entscheidende Szene, die zu kollektivem Jubeltaumel im Gäste-Lager führte. Eine einzige Unachtsamkeit reichte, damit Thomas Oppel einen Ball im Rücken der Viererkette aufnehmen konnte. Abgebrüht lief er allein auf Torhüter Daniel Horcher zu, der einen Sekundenbruchteil zu lange zögerte und entsprechend zu spät am Ball war. Oppel konnte das Runde an ihm vorbeilegen und schließlich in das verwaiste Tor zum alles entscheidenden 1:0 einschieben. Erleichterung und grenzenloser Jubel auf der einen sowie ernüchternde Enttäuschung auf der anderen Seite waren die Folge, denn der äußerst umsichtige und glänzend leitende Unparteiische ließ anschließend nur noch den Anstoß ausführen. Redwitz entführte etwas glücklich alle drei Zähler aus Unterleiterbach und steht damit punktgleich mit dem FC Oberhaid an der Spitze. Der entthronte Tabellenführer rutscht bis auf Rang drei zurück.
(Quelle anpfiff.info)
Spielinfos
Liga: Bezirksliga Oberfranken/West
Alter: Erwachsene
Geschlecht: männlich
Spieltag: Saison 2010/11 - 23. Spieltag
Datum: 17.04.2011
Anstoß: 15:00 Uhr
Sportstätte: Sportgelände Unterleiterbach, Hauptplatz
Zuschauer: 190

Spiel-Stenogramm

Spieler des Spiels
Markus Beier
(1. FC Redwitz)


Der 32-Jährige ragte aus einer stabilen Hintermannschaft noch heraus. In der Luft war der Innenverteidiger nicht zu bezwingen und gewann auch am Boden die meisten seiner Zweikämpfe. In der Vorwärtsbewegung solide und mit sicheren Bällen.

Stimmen zum Spiel
Peter Linz
(Trainer FSV Unterleiterbach)

"Das Gegentor ist total ärgerlich. Die Abwehrreihen auf beiden Seiten haben das Spiel dominiert, auch wenn wir in der zweiten Halbzeit näher am Tor dran waren, aber der finale Pass hat uns einfach gefehlt. Mit einem 0:0 wäre ich zufrieden gewesen und das wäre wohl auch ein gerechter Endstand. Wir waren jedenfalls keinen Deut schlechter als Redwitz."
Uwe Kalb
(Spielertrainer 1. FC Redwitz)

"Unterleiterbach hat mit Abstand die meisten Tore erzielt. Von daher war es klar, dass wir beim Tabellenführer nicht munter drauflosstürmen werden. Wenn ich in letzter Minute das 1:0 erziele, ist es natürlich immer glücklich, aber ich glaube, es war auch nicht unverdient, weil sich der Gegner keine klare Chance herausspielen konnte."
Sven Walther
(Zu-Null-Torwart, 1. FC Redwitz)

"Wir waren in der Defensive wieder richtig gut gestanden. Über 90 Minuten war das eine ganze starke Abwehrleistung von uns. Nach vorne müssen wir noch schneller umschalten und unsere Chancen besser nutzen, von denen wir insgesamt natürlich mehr kreieren müssen."

Schiedsrichter
Christian Dietz
(1. FC Kronach 08 )


War ein hervorragender Leiter einer jederzeit fairen Begegnung. Wandte die Vorteilsauslegung geschickt an und harmonierte mit seinem Gespann bis auf wenige Kleinigkeiten ausgezeichnet.